2022/2024
Phosphor im Kontext von Cradle to Cradle
Menschen essen Pflanzen oder Tiere, die sich wiederum von Pflanzen ernähren. Jede Pflanze benötigt für ihr Wachstum Nährstoffe, die sie dem Boden entzieht. Gleichzeitig entziehen Pflanzen der Atmosphäre CO₂ und produzieren daraus mit hilfe von Sonnenlicht Kohlenhydrate. Aus dieser Kombination von Nährstoffen, CO₂ und Sonnenenergie entstehen in der Pflanze unter anderem Zucker, Cellulose, Proteine und Öle. All diese Substanzen nehmen wir über unsere Ernährung auf und scheiden sie, nahezu vollständig, wieder in Form von Kot und Urin aus. Unsere Ausscheidungen enthalten also Nährstoffe, die viel zu wertvoll sind, um sie ungenutzt die Toilette herunterzuspülen.
Warum diese Nährstoffe so wertvoll sind lässt sich am Beispiel Phosphor gut erklären. Das Element ist für uns Menschen und jedes andere Lebewesen lebensnotwendig. Pflanzen können ohne diesen Nährstoff schlicht nicht wachsen, weshalb Phosphor ein wichtiger Bestandteil von Düngemitteln ist. Unser heutiger Phosphorbedarf wird durch den Abbau von Phosphor bzw. Phosphat aus der Erdkruste gedeckt. Zwischen 2051 und 2092 wird erwartet, dass das in der Erdkruste in Mineralien gebundene Phosphor die steigende Nachfrage danach nicht mehr decken kann.
Hier kommt der Urin ins Spiel: Über unsere Nahrung nehmen wir Phosphor auf und scheiden ihn dann wieder aus. Das Element kann dann entweder direkt aus dem Urin oder aus Klärschlamm zurückgewonnen werden und in der Landwirtschaft genutzt werden – so können wir durch einen geschlossenen Phosphorkreislauf zum Aufbau von gesunden und fruchtbaren Böden beitragen. Phosphor ist nur ein Beispiel dafür, wie mit C2C wertvolle Nährstoffe und knappe Ressourcen im Kreislauf gehalten werden können.