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Deine Fäkalien für den Garten

Trockentoiletten sind eine echte Alternative zu konventionellen Chemietoiletten, die bei Großveranstaltungen üblicherweise eingesetzt werden. Aus den bei den Labor Tempelhof-Konzerten eingesetzten Trenntoiletten werden aus menschlichen Fäkalien wertvolle Nährstoffe zurückgewonnen. Menschen essen Pflanzen oder Tiere, die sich wiederum von Pflanzen ernähren. Jede Pflanze benötigt für ihr Wachstum Nährstoffe, die sie dem Boden entzieht. Gleichzeitig entziehen Pflanzen der Atmosphäre CO₂ und produzieren daraus mit hilfe von Sonnenlicht Kohlenhydrate. Aus dieser Kombination von Nährstoffen, CO₂ und Sonnenenergie entstehen in der Pflanze unter anderem Zucker, Cellulose, Proteine und Öle. All diese Substanzen nehmen wir über unsere Ernährung auf und scheiden sie, nahezu vollständig, wieder in Form von Kot und Urin aus.

Trockentoiletten sparen im Gegensatz zu wassergespülten Toiletten nicht nur Wasser. Sie können auch dazu beitragen, einen effektiven Stoffkreislauf aufzubauen und zu schließen. Denn sie ermöglichen die Stoffstromtrennung an der Quelle und damit eine zielgerichtete Aufbereitung von Kot und Urin. Die festen Inhalte der Finizio-Toiletten im Labor Tempelhof werden in einer Pilotanlage der Kreiswerke Barnim in Eberswalde vollständig zu Humus verarbeitet, der in einem Pilotprojekt als nährstoffreicher Dünger eingesetzt wird. Zusätzlich wird Phosphor aus 66-75 % des anfallenden Urins im Rahmen des Forschungsprojekts ZirkulierBAR zurückgewonnen und zu flüssigem Mehrnährstoffdünger verarbeitet.

In Deutschland ist Humusdünger aus menschlichen Fäkalien nicht als Düngemittel zugelassen. Daher setzt sich Finizio für die Legalisierung von Humusdünger aus Inhalten von Trockentoiletten (H.I.T.) ein und will mit der Pilotanlage zeigen, dass es keine seuchenhygienischen Gründe gegen eine Zulassung gibt.

finizio - future sanitation. Logo schwarz
zirkulierBar - zurück in den Kreislauf. Logo grün gelb
Trenntoiletten im Kontext von Cradle to Cradle

Dein Scheiß im Kreis? Ja, das ist mit Cradle to Cradle (C2C) möglich. Denn auch unsere Ausscheidungen enthalten Nährstoffe, die viel zu wertvoll sind, um sie ungenutzt die Toilette herunterzuspülen. Eine Voraussetzung, um diese Nährstoffe sinnvoll zu nutzen und sie in Kreisläufen zu führen, ist eine entsprechende Infrastruktur. Wassergespülte Toiletten sind wichtig für eine hygienische Grundversorgung, allerdings werden darin Kot und Urin im heutigen Sanitärsystem als Gemisch in die Kanalisation geleitet. Bisher können die darin gebundenen Nährstoffe nur in wenigen Kläranlagen zurückgewonnen werden. In Tenn- oder Trockentoiletten dagegen können Kot und Urin voneinander getrennt und zielgerichtet aufbereitet werden.

Doch warum ist es überhaupt notwendig, Nährstoffe aus Ausscheidungen zurückzugewinnen? Das lässt sich am Beispiel Phosphor gut erklären. Das Element ist für uns Menschen und jedes andere Lebewesen lebensnotwendig. Pflanzen können ohne diesen Nährstoff schlicht nicht wachsen, weshalb Phosphor ein wichtiger Bestandteil von Düngemitteln ist. Unser heutiger Phosphorbedarf wird durch den Abbau von Phosphor bzw. Phosphat aus der Erdkruste gedeckt. Zwischen 2051 und 2092 wird erwartet, dass das in der Erdkruste in Mineralien gebundene Phosphor die steigende Nachfrage danach nicht mehr decken kann.

Hier kommt der Urin ins Spiel: Über unsere Nahrung nehmen wir Phosphor auf und scheiden ihn dann wieder aus. Das Element kann dann entweder direkt aus dem Urin oder aus Klärschlamm zurückgewonnen werden und in der Landwirtschaft genutzt werden – so können wir durch einen geschlossenen Phosphorkreislauf zum Aufbau von gesunden und fruchtbaren Böden beitragen. Phosphor ist nur ein Beispiel dafür, wie mit C2C wertvolle Nährstoffe und knappe Ressourcen im Kreislauf gehalten werden können.

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